Die Herausforderungen der Digitalisierung in der Verwaltung von Eigentümergemeinschaften für die Liegenschaftsverwalter

Interview mit Wise CEO Renato Di Gisi.

Im Jahr 2022 wurden 95% aller Immobiliengeschäfte über das Internet abgewickelt [1]. Das bedeutet, dass sich die Gewohnheiten von Privatpersonen in den letzten Jahren verän-dert haben. Der Gesundheitskrise ist ein Teil der Verantwortung geschuldet. Aber sie hat nur eine be-reits in Gang gekommene Dynamik beschleunigt. Wie Sie wissen, erlebt auch der Immobiliensektor seine digitale Revolution.

Die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Kunden intera-gieren.

Ist das für Immobilienverwaltungen und Bewirtschafter eine Freude und bietet die Gele-genheit, alles einfacher und schneller zu machen? Oder müssen sie im Gegenteil den Aufstieg der Digitalisierung und den Platz einer künstli-chen Intelligenz fürchten? Chancen oder Bedrohungen?

Renato DI GISI, CEO bei Immowise, teilt uns in diesem Interview seine Sicht der Dinge mit.

– Welche Auswirkungen hatte COVID auf die Durchführung von Eigentümerversammlungen?

“Wie alle anderen Branchen musste sich auch die Immobilienbranche an die neue Realität mit COVID anpassen. Mit dem Versammlungsverbot war es unmöglich, eine Eigentümerversammlung in Form einer Präsenzveranstaltung abzuhalten Es mussten also sehr schnell neue Lösungen gefunden werden, um Verzögerungen bei Ent-scheidungen im Zusammenhang mit dem Leben einer Liegenschaft zu vermeiden“.

Wie haben sich die Liegenschaftsverwaltungen an diese neue Realität angepasst?

“Ich verweise auf die große Anpassungsfähigkeit, die die Verwaltungen und Bewirtschafter unter Beweis gestellt haben. Um Eigentümerversammlungen durchzuführen, bestand die Alternative auf Tools für Videokonferenzen zurückzugreifen, um so sofort auf die Problema-tik reagieren zu können. Ich denke auch, dass COVID die Resilienz der Wohneigentümer ge-fördert hat, sich schnell an die neue Situation anzupassen, obwohl die vorhandenen Werk-zeuge nicht wirklich geeignet waren.“

Was sind die zukünftigen Herausforderungen bei der Arbeit eines Liegenschaftsverwal-ters?

“Die Digitalisierung ist eine große Herausforderung für diesen Beruf. Papierakten werden digitalisiert, es gibt mehr Kontaktmöglichkeiten, Informationen werden überall und jederzeit verfügbar. Die Dynamik war bereits vorhanden, aber COVID hat das Phänomen beschleunigt und neue Herausforderungen entstehen lassen.

Wir haben neue Gewohnheiten entwickelt. Beispielsweise ist das mobile Arbeiten, wel-ches zu Beginn von COVID uns allen aufgezwungen wurde, heute endlich zur gängigen Praxis geworden. Ich glaube, dass wir uns an die neuen Lebensweisen und Interaktionen nach CO-VID anpassen müssen. Sie müssen sich an eine neue Realität und die neuen Erwartungen der Stockwerkeigentümer anpassen, wie z.B., dass man seine Arbeit von zu Hause erledi-gen, aber auch in denselben Räumen sein Leben führen kann. Ich denke, dass man jedoch den Beziehungsaspekt und das Vertrauen, das der Eigentümer mit seinem Verwalter oder seiner Hausverwaltung verbindet, nicht vergessen darf.“

Wie wird sich der Stellenwert des Digitalen im Alltag des Verwalters und bei der Verwal-tung von Eigentümerversammlungen entwickeln?

“Heute nimmt die Digitalisierung einen allgegenwärtigen Platz in unserem persönlichen Leben ein und wir erwarten, dass wir diese digitale Reife in allen Aspekten unseres Lebens wiederfinden werden. Lösungen für Videokonferenzen, die in den letzten Jahren förmlich explodiert sind, haben sich auch für die Durchführung von Eigentümerversammlungen durchgesetzt. Abgesehen von den noch ungelösten rechtlichen Problemen scheint es offen-sichtlich, dass wir nicht mehr zurückgehen werden. Die Wohnungseigentümer haben in der Tat an Flexibilität gewonnen und die Teilnahmequoten wurden weitgehend beeinflusst. Aber Vorsicht: Der digitale Aufschwung und die zunehmende Bedeutung von Lösungen, die sich der Verwaltung von Stockwerk- und Miteigentümergemeinschaften bieten, werden niemals die Bedeutung der sozialen Aspekte in der Beziehung ersetzen, die einen Liegen-schaften-Verwalter mit seinen Eigentümern verbindet.

Die Pandemie hat den Eigentümern vor Augen geführt, dass diese neue Art der Teilnahme an Versammlungen ihnen eine unvergleichbare Flexibilität verleiht. Nun ich denke, dass es eine legale Lösung für solche Versammlungen geben sollte. Will man zu vollständig digita-len Eigentümerversammlungen übergehen? Lassen wir diese Frage so im Raum stehen. Aus meiner Sicht ist die Digitalisierung von Versammlungen eine Ergänzung zur Präsenzver-sammlung, welche nach meiner Meinung unverzichtbar bleibt. Viele Liegenschaftenverwal-tungen haben bei ihren Eigentümern bereits Umfragen gestartet, um ihre Meinung über die Nutzung von digitalen Instrumenten bei Versammlungen zu erfahren. Einige Verwaltungen haben dafür mehr als 95% positive Rückmeldungen erhalten.“

Die letzten Jahre haben einen echten Wendepunkt im Leben von Liegenschaftsverwalter markiert Während die menschliche Beziehung ein zentrales Element dieses Berufs ist, musste man sich zwangsläufig etwas davon befreien. Neue Herausforderungen mussten angenommen werden, um den Fortbestand des Ge-schäfts zu sichern. Der Stellenwert des Menschen in der Verwaltung von Stockwerk- und Miteigentümerge-meinschaften ist ein echter Eckpfeiler. Man muss jedoch feststellen, dass die Vorteile, welche die Digitalisierung mit sich gebracht haben, zahlreich waren. Die Zeitersparnis und die Vereinfachung der Prozesse haben es er-möglicht, ein Hybridmodell zu validieren, dass die Stärke des Menschen und der digitalen Technologie verbindet.“

Der Einsatz einer digitalen Lösung durch die Verwaltung von Eigentümergemeinschaften ermöglichen es insbesondere, die Teilnahmequote an den Versammlungen durch die Bereit-stellung eines Fernzugriffs zu maximieren.

Auch andere Prozesse in Zusammenhang der Eigentümerversammlung können digitalisiert werden. So zum Beispiel:

• Die Miteigentümer per E-Mail einladen und sie durch Benachrichtigungen auf dem Laufen-den halten.
• Alle Dokumente (Protokoll etc.) jederzeit online verfügbar machen
• Automatische Verwaltung von Eigentümer-Anteilen
• Automatische Verwaltung der Beschlussfähigkeit
• Automatische Verwaltung von Abstimmungsergebnissen (Berechnung von Mehrheiten, Summen etc.)
• Automatisch Erfassung von Protokollen
• Und noch vieles mehr!

Wie in anderen Branchen auch, scheint die Digitalisierung im Immobiliensektor unausweichlich. Darüber hinaus könnte sie im Fall der Eigentümerversammlungen dazu führen, dass alle Schritte der Versammlung optimiert und vereinfacht würden. Auf diese Weise könnte die Automatisierung zeitraubender Aufgaben zu Zeitersparnis füh-ren. Die Verwaltungen sind dadurch in der Lage, sich auf Aufgaben mit höherem Mehrwert zu konzentrieren.

Quelle:

[1] https://comarketing-news.fr/infographie-limmobilier-et-le-digital-en-2022/